Interventionen (2)

Interventionen (2)

Wie bereits an anderer Stelle geschrieben, ist ein Gespräch ohne Interventionen undenkbar. Die Interventionstechniken, die wir innerhalb der Idiolektik anwenden, unterscheiden sich hinsichtlich des Grades der Irritation, die sie hervorrufen. Hier sind nun einige Techniken angeführt, die tendenziell kaum Störung hervorrufen und gedacht sind, ein gut fließendes Gespräch durch kleine Anstöße am Laufen zu halten.

Bild von Ylanite Koppens auf Pixabay

Schlüsselworte nachfragen

Für mich ist dies sozusagen der Klassiker schlechthin. Sobald mir ein Wort auffällt, es konkret und vermeintlich unvergänglich ist, kann ich es schon aufgreifen und einfach danach fragen und es mir genauer beschreiben lassen.

„Schabernack?“ – „Ja, halt so Streiche, über die man mehr lacht als sich zu ärgern. So wie Kobolde es wohl machen würden.“ – „Kannst mir so einen Kobold beschreiben?“

Gesprächsausschnitt

Nichtsprachliche Elemente aufgreifen

Der Idiolekt beinhaltet ja nicht nur sprachliche Ausdrücke, sondern das Gesamtpaket aus Ausdruck, also auch z.B. Mimik, Gestik, Idiomotorik oder spontane Lautäußerungen. Auch auf diese kann man sich mit einfachen Fragen beziehen.

„Ja, und dann habe ich halt den ganzen Baum abgeschnitten, also umgeschnitten. Kam unerwartet… (lacht, aber ohne Mund zu öffnen) … aber so ist das nun einmal, manchmal halt (Bewegung beider Hände vom Schoß vor den Bauch, leicht nach außen, Handflächen zeigen nach oben).“ – „Kannst mit noch was zu dieser Bewegung (imitiert die Bewegung der Hände) sagen?“

Gesprächsauschnitt

Individuelle Bedeutung erfragen

Oft gehen wir davon aus, dass wir ein gemeinsames Verständnis mancher Begriffe haben, wie z.B. „klein“ oder „groß“. Oder „Urlaub“, oder „die Sonne scheint“. Sofort entstehen in uns Bilder dazu, die allerdings mit unserer Geschichte zu tun haben, nicht mit der der Anderen. Es lohnt sich nachzufragen, wie denn dieses Wort in den individuellen Kontext unserer Gesprächspartner eingebettet ist – dann und wann zeigt sich Erstaunliches!

„Ich hatte urlang keinen Urlaub mehr, weißt Du… also ich kann … jetzt kann ich ja eh keinen Urlaub nehmen, bin ja nicht angestellt, aber … ich nenne es halt trotzdem Urlaub wenn ich für paar Tage zusperre…“ – „Was bedeutet ‚Urlaub‘ für Dich?“

Gesprächsausschnitt

Sich den Nutzen erklären lassen

Diese Technik hat für mich viel mit der oben angeführten „individuellen Bedeutung“ zu tun, denn auch der Nutzen, den Menschen aus den vermeintlich selben Situationen oder Gegenständen ziehen, unterscheidet sich zum Teil gewaltig voneinander.

„Nun ja, da machte ich, … also … da gründete ich eine eigene Firma, also ein Ein-Frau-Unternehmen. Das war nicht leicht, also … da war ich allein, niemand hat, also… da hat mir kaum jemand geholfen. Aber jetzt… jetzt habe ich oder … bin ich eine eigene Firma, das ist super.“ – „Was ist das Gute daran, eine eigene Firma zu haben oder zu sein?“

Gesprächsausschnitt

Bilder und Metaphern aufgreifen

Wenn Worte nicht ausreichen, Situationen zu erklären, dann kommen Bilder und Metaphern ins Spiel. Sie werden häufig zur Darstellung von Sachverhalten oder Gefühlen genutzt, und es lohnt sich meist, sich die Bilder und Metaphern dann ganz konkret beschreiben zu lassen.

„Du wirst ja… also ich glaube du kennst das ja auch, das Gefühl auf dem falschen Dampfer zu sein. Da passt irgendwie gar nix mehr zusammen.“ – „Kannst Du mir diesen Dampfer mal beschreiben?“

Gesprächsausschnitt

Und weil es so gut passt: Eine Auflistung etlicher Interventionstechniken findet sich im Buch „Idiolektik: richtig fragen“ (Horst Poimann, ISBN 978-3-930823-70-3), ergänzt von kleinen Gesprächsbeispielen.

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