Konkret, vermeintlich unverfänglich … immer?

Konkret, vermeintlich unverfänglich … immer?

In einer der letzten Übungsgruppen führten wir ein Gespräch, das sehr rasch symbolhaften Charakter annahm, was sich auch in der Art der Fragen niederschlug. Die Art irritierte einen Teilnehmer – denn wir hatten ja bislang betont, dass Idiolektik gerne konkrete, unverfängliche Schlüsselwörter aufgreift und nachfragt, und in diesem Gespräch wurden Bilder nachgefragt, die diese Kriterien auf den ersten Blick nicht erfüllten. Grund genug, paar Gedanken niederzuschreiben.

Diese ganz klassischen Fragen (möglichst konkrete und vermeintlich unverfängliche Schlüsselworte aufgreifen und näher beschreiben lassen) sind ganz wunderbar, wenn das Gespräch sich sozusagen auf der Ebene der äußeren Welt bewegt. Es gibt Gespräche, die diese Ebene nie verlassen, und da reichen diese klassischen Fragen auch aus. Denn wir können uns darauf verlassen, dass das Gehirn unseres Gegenübers Verbindungen zwischen dem Erzählten und Lebensthemen herstellt, ohne dass wir das mitbekommen müssen. „Tiefe“ ist für uns als Fragende nicht immer sichtbar – diese Erkenntnis war sehr wichtig für mich.

Wenn das Gespräch aber die äußere Welt der konkreten Dinge verlässt und in etwas eintritt, das ich hier mal als Innenwelt bezeichnen möchte, dann ändern sich einige Aspekte, nach denen ich die nachzufragenden Worte auswähle. Eine Rückkehr in die Außenwelt wird oft nicht goutiert – wenn wir diese Innenwelt gemeinsam betreten, dann kann es sein, dass wir die restliche Gesprächszeit dort verbringen.

In der Innenwelt zeigen sich symbolische Bilder als Ausdruck innerer Prozesse. Es kommen Themen in Hörweite, die schwer scheinen. Wie kann ich diese Themen nachfragen und dabei z.B. ressourcenorientiert bleiben? Zum Beispiel, indem ich Schweres würdige, meine Berührtheit rückmelde. Schweres aussprechen zu können und zu spüren, dass jemand diese Schwere zu teilen bereit ist, kann sehr tröstlich und bestärkend sein.

Ev. kann ich den Fokus durch Fragen von der Schwere abziehen, indem ich zum Beispiel frage „Das muss viel Kraft kosten. Woher nimmst Du die?“. Aber ansonsten bleibe ich einfach bei der Technik: ich greife die Worte der anderen auf, und lasse sie mir beschreiben. „Ressource“ ist alles, was den Menschen in seinem Sein bestärkt und ihm ein möglichst großes Spektrum an Handlungsräumen ermöglicht. Eine solche Ressource kann sein, Dinge aussprechen zu dürfen, die belastend oder beängstigend sind. Im besten Falle wirst Du für dieses Hier und Jetzt selbst zu einer Ressource: mit Deiner Präsenz, Deiner Aufmerksamkeit, Deinem Nicht-Bewerten, Deinem Daranbleiben,

Die Fragen und Antworten sind aus der Erinnerung aufgeschrieben und gekürzt, um die für diese Betrachtung wesentlichen Punkte herauszuheben.


„Da hab ich sofort einen Bezug zu mir und meinen Brüsten hergestellt, die waren dann gleich verkrampft.“ (streichende Bewegung der Finger der rechten Hand über das Brustbein)

„Kannst mir was zu dieser Bewegung sagen?“ (wiederholt die Bewegung)

„Ja, das verbindet mich mit meinem Herzen.“

„Und was sagt das Herz dazu?“

„Dass es sicher ist. Aber… Da kommt eine ganze Ahnengeschichte… Da war es nicht so, dass das Herz sicher sein konnte. Aber meines ist sicher. Vielleicht ist das die neue Normalität?“

„Was Du da sagst von den Herzen Deiner Ahnen, das berührt mich… Kannst dazu was sagen?“

„Ja… da kommt so ein Bild, dass die Herzen so in einer Paketschnur eingewickelt sind, einer Angstschnur. „

„Für was mag diese Schnur gut gewesen sein?“

„Hmm… Jetzt ist es eine Erinnerungsschnur, die mich verbindet.“

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