Spieltipp „Wer gut fragt, gewinnt“
Dass es einmal ein Spiel geben wird, das auf leichtfüßige Art idiolektische Ansatzpunkte erfahrbar machen kann – das hätte ich ja nicht gedacht. Umso mehr freut es mich, genau ein solches Spiel hier in aller Kürze vorstellen zu können. „Wer gut fragt, gewinnt“ ist ein von Daniel Bindernagel entwickeltes Spiel „für bessere Gespräche durch gute Fragen und aktives Zuhören“, wie es sozusagen als Untertitel lautet.
Was sofort auffällt, ist die hochwertige Verarbeitung – alle Materialien sind kompakt in einer schön gestalteten Holzbox verstaut, die Karten fühlen sich stabil und angenehm an. Die Anleitung ist kurz und knapp, sodass man nach dem Auspacken sofort loslegen kann.
Das Spiel ist für 2 bis 10 Personen ausgelegt – ich habe nur Erfahrungen mit Gruppen zwischen vier und sieben Personen sammeln können. Ich kann mir vorstellen, dass es bei 10 Personen anfangs eine Herausforderung ist, sich möglichst alle angebotenen Fragen zu merken.
Der Ablauf ist einfach: eine Person würfelt und legt damit fest, welche idiolektische Technik oder Haltung den Fragen zugrunde liegen wird: Schlüsselwort? Bilder? Zieloffentheit? Resonanz? Würdigung?
Anschließend zieht sie eine Karte mit einer Situation, einem Ausspruch, einem Sprichwort und liest den Test vor. Die übrigen MitspielerInnen formulieren nun Fragen und stellen diese. Die Person, die gewürfelt hat, kann sich nun ihre „Lieblingsfrage“ aussuchen und beantworten. Die MitspielerIn, deren Frage beantwortet wurde, erhält eine Blankokarte, und so geht es weiter reihum bis jede Person zumindest einmal gewürfelt und geantwortet hat.
Bislang spielte ich „Wer gut fragt, gewinnt“ nur mit Personen, die Idiolektik kennen und schätzen. Ich bin wirklich gespannt auf eine Spielrunde mit Menschen, die keinen Bezug zur Idiolektik haben. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass Menschen, die Freude an Kommunikation haben und offen für neue Wege sind, das Spiel als Bereicherung empfinden. Denn auf spielerische Art und Weise werden unsere bisherigen Kommunikationsmuster zwar nicht hinterfragt (das kann dann jede Person für sich selber machen), aber neue Ideen angeboten.
Was mir zudem gut gefällt, ist, dass es neben dem vom Gefühl her kompetitiven ersten Teil einen zweiten Teil gibt, bei dem es dezidiert um ein Miteinander geht. Aus den Übungsgruppen kenne ich das verzagt machende Gefühl, eine Frage formuliert zu haben, die dann nicht so angenommen wird, wie es gedacht war. In dieser ersten Runde stellte sich manchmal ein ähnliches Gefühl ein, wenn die Fragen einer Person viel seltener als die der anderen ausgewählt wurde. Verzagtheit bis Gekränktheit kamen da gelegentlich zu Tage.
Im zweiten Teil dann geht es darum, rund um die Inhalte der Karten gemeinsam eine Geschichte zu spinnen. Anders als im ersten Teil gibt es keine festgelegte Reihenfolge.
In der kurzen Beschreibung werden verschiedene Spielvarianten angeboten, was dazu einlädt, weitere, der Situation und der Gruppe angemessene Variationen zu finden.
Tja, was soll ich sagen… mit gefällt´s jedenfalls!