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Kategorie: Alltagsbetrachtungen

Alltagsbetrachtungen

Über das Selbstverständliche reden

Über das Selbstverständliche reden

In letzter Zeit begegnen mir im privaten sowie im beruflichen Umfeld immer wieder Situationen, in denen Missverständnisse auftraten, die sich durch eine genauere Kommunikation vermeiden hätten lassen. Der gemeinsame Nenner ist das „Selbstverständliche“. Was mir selbstverständlich erscheint, das erwähne ich nicht explizit. Und hier kommt die Idiolektik mit der so genannten „individuellen Bedeutung“ ins Spiel.

Bild von JoeBreuer auf Pixabay

Der Alltag bietet viele Situationen, in denen wir der Einfachheit mal annehmen, wir wüssten genau, was unsere Gesprächspartner meinen. Unbewusst nehmen wir eine gewisse Unschärfe in Kauf – dies ist ja auch nötig, um nicht zu verzweifeln. Aber manchmal lohnt es sich doch nachzufragen.

Gewiss, dieses Nachfragen nach der individuellen Bedeutung hat die Idiolektik weder erfunden noch für sich gepachtet, es ist vielmehr ein Teil des täglichen Sprachgebrauchs. Aber eben auch ein Teil des idiolektischen Fragenkanons, und da wir in einer der letzten Übungsgruppen dieses Thema näher angeschaut haben, nehme ich die als Anlass, zwei Sequenzen dazu zu erinnern.

Ein leicht abgewandeltes Beispiel aus einer belauschten Unterhaltung:

A: „Ich werde nun 50, das möchte ich richtig groß feiern.“
B: „Gut, gerne. Wollen wir mal unsere ganze Familie und paar Freunde dazu einladen?“
A: „Nein, nein, ich meinte so für uns, aber mit ganz nobel essen gehen und vielleicht einem Theaterbesuch.“

Gesprächserinnerung, ich glaube ich war Mithörer in einem Zugabteil

„groß feiern“ ist hier ganz offensichtlich mit ganz unterschiedlichen Bedeutungsinhalten beladen. Mit einer kleinen Frage der Art „wie kann ich mit dieses ‚richtig groß feiern‘ vorstellen?“ wäre diese kleine Irritation vermeidbar gewesen.

Oder ein kleines lustiges Beispiel aus meiner eigenen Geschichte – Jahrzehnte her, aber ich kann immer noch schmunzeln:

A: „Hast Du Lust einen kleinen Spaziergang zu machen?“
B: „Gerne.“
(drei Stunden später)
B: „Das ist aber ein ziemlich großer kleiner Spaziergang!“

A war begeisterter Sportler (wir hatten uns im Judotraining kennengelernt) und leidenschaftlicher Weitwanderer (was ich nicht wusste). Für ihn, wie sich später herausstellte, war alles, was kürzer als ein halber Tagesmarsch ist, ein „Spaziergang“, und wenn es in der Ebene ist, ein „kurzer Spaziergang“. B dagegen (also in diesem Fall ich) war eher der häusliche Typ und hat sich einen Spaziergang von vielleicht 30 Minuten vorgestellt. Nix passiert, aber eine nette Erinnerung an den „semantische Hof“ (gibt an, ob ein Wort einen großen oder kleinen Bedeutungsinhalt hat. „kurz“ hat offensichtlich einen großen semantischen Hof).

Aber auch, wenn es nicht darum geht, derartige Irritationen zu vermeiden, können wir doch kleine Momente des Besser-Verstehens oder Einblicke in die Innenwelt der anderen erhaschen. Das müssen keine weltbewegenden Dinge sein, aber doch können sie dazu beitragen, das Bild, das wir von einer Person haben, zu bereichern.

A: „Wenn ich so in die Sterne schaue, da werde ich innerlich so ganz ruhig, das mag ich.“
B: „Was magst Du daran?“
A: „Weißt Du, die Sterne da oben sind alle in Bewegung, alle oder fast alle streben sie weg von uns. Alles ist in Bewegung… Manche dieser Punkte sind in Wahrheit Galaxienhaufen mit tausenden Sonnen vielleicht. Und ich kann hier sitzen und staunen.“

Gesprächserinnerung aus einer Übungsrunde

Dieses Übungsgespräch ist mir noch so lebendig erinnerlich, da in der anschließenden Reflexion sowohl die Fragestellerin als auch ein Zuhörer ihr Erstaunen ob dieser Antwort ausdrückten. Die meisten Menschen mögen den Sternenhimmel, und auch das man bei dem Anblick ruhig wird ist ein wohl bekanntes Phänomen. Und dass man es irgendwie mag auch. Hätte man nun an dieser Stelle nur genickt und gemeint, „Ja, das verstehe ich!“, dann hätte man dieses kleine Geschenk nicht erhalten. Wie gesagt – ist keine weltbewegende Erkenntnis, aber doch eine kleiner Blick in eine ansonsten verschlossen gebliebene Innenwelt.

Das schöne ist: diese kleinen Fragen kann man so gut wie in jedes Gespräch einfließen lassen. Ich nenne dies dann gerne „idiolektische Sequenzen in einem Gespräch“. Und meiner Ansicht nach bereichern sie ungemein.

Am Ende des Sommers …

Am Ende des Sommers …

So, nach längerer Pause mal wieder ein Beitrag hier auf dieser Seite. Es ist nach wie vor ein seltsames Gefühl, Texte zu schreiben und Gedanken zu teilen, ohne zu wissen, ob, und wenn ja: von wem diese gelesen werden. Hierzulande gehen die Ferien dem Ende zu, für manch ein Kind beginnt einer neuer Lebensabschnitt. Die Stare sammeln sich in zwitschernden Schwärmen und fallen über die letzten Hollerbeeren her. Aufbruchstimmung!

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Bild von Annette Meyer auf Pixabay

Natürlich habe ich mir auch immer wieder mal Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll mit mir und der Idiolektik. Einerseits ist meine Begeisterung für dieser Methode ungebrochen. Andererseits hat sich auch eine gewisse Ernüchterung eingestellt, da meine Begeisterung nicht auf so viel Resonanz stößt wie erhofft. Denn ich halte diese Art des Fragens, diese Haltung dem Mitmenschen und dessen Leben gegenüber für unglaublich heilsam und bestärkend.

Da ich leider keinen Raum zur Verfügung habe, in dem ich ohne fixe Kosten Übungsabende abhalten könnte, werde ich das Angebot der Präsenzgruppen aussetzen. Schweren Herzens, denn auch wenn Idiolektik per Zoom auch in weiten Teilen weitaus besser „funktioniert“ als erhofft, bleibt doch Vieles auf der Strecke. Einen Menschen in seiner Ganzheit wahrzunehmen fällt halt leichter, wenn man nebeneinander sitzt und so aus dem Augenwinkel Bewegung und Haltung der Füße, Beine, Rumpf, Arme und Kopf sehen und auf sich wirken lassen kann.

Die Zoom-Abende hingegen werde ich dieses Semester noch in der gewohnten Frequenz, also zwei Mal im Monat anbieten. Aber dieses Mal werde ich die Termine nicht für das ganze Semester ausschreiben, sondern mich Monat für Monat vortasten, stets in Absprache mit den Menschen, die den Übungsgruppen beiwohnen. Mal schauen, was daraus werden wird.

Der erste dieser Termine steht ja schon: Mittwoch, 04.09.2024. Als Thema würde ich gerne „Früchte des Sommers“ einbringen, gefolgt von „Erntedank“ nächsten Monat.

In diesem Sommer: Euch allen einen schönen Sommerausklang!

Idiolektik: Anwendungsfelder 1

Idiolektik: Anwendungsfelder 1

Dies ist der Start einer Reihe Interviews mit verschiedenen Personen, die lediglich gemeinsam haben, dass sie in dieser und jener Art Idiolektik anwenden. Die Interviews fokussieren auf die Anwendungsbereiche und -erfahrungen, nicht auf die Technik.

Bild von Uschi Dugulin auf Pixabay

Das Interview wurde per Zoom geführt. Zur leichteren Lesbarkeit wurde der Text überarbeitet, einige Sequenzen umgestellt und gekürzt.

Hallo Barbara.

Hallo Rainer.

Du bist ja schon seit vielen Jahren Idiolektik Dozentin… in welchen Bereichen Deines Lebens wendest Du Idiolektik überall an?

Mein erster Gedanke auf Deine Frage: Ich als Mutter mit meinen Söhnen, als sie kleiner waren… Dieses Beschreibende, das wir aus der Idiolektik kennen, war glaube ich ganz wertvoll im Umgang mit den Kindern so von vier Jahren aufwärts, um zu verstehen, was sie meinen; da ist ganz viel gute Kommunikation entstanden.

Beide Söhne sind ja nicht so die Kommunikations-Männer. Wenn ich auf dem Weg von der Schule gefragt habe, wie es heute in der Schule war, dann kam oft einfach ein „gut“ zurück. Und wenn dann auf meine idiolektische Frage „wie kann ich mir gut vorstellen?“ wieder nur ein „gut“ zurückkam –  dann konnte ich das einfach gut sein lassen, da hat mir diese idiolektische Haltung geholfen: Sie so zu nehmen mit dem, was sie jetzt gerade erzählen oder eben nicht erzählen wollen.

Also so im Privaten mit den Kindern glaube ich, dass dadurch viel entstanden ist. Dass wir uns wahrnehmen, einender begegnen und das artikulieren, was wir sehen und wahrnehmen. „Die eigene Wahrnehmung für wahr zu nehmen“, wie Hans Hermann immer wieder gesagt hat.

Diese Haltung, die wir in der Idiolektik haben, ist ja gar nicht aus dem Leben wegzudenken, die läuft einfach immer mit.

Und wie ist das außerhalb dieses Privaten?

Ich unterrichte immer wieder Menschen aus der Pflege. Der Frau, die das initiiert hat, war es wichtig, sehr viel Augenmerk auf dieses „Wahrnehmen“ zu legen. Denn in der Pflege sind die Menschen so oft im Tun und im Denken gefangen, dass dieses Wahrnehmen oft zu kurz kommt, obwohl es so wichtig wäre.

Bekommst Du da eigentlich Rückmeldungen von diesen Menschen?

Ganz selten. Aber die Stationsleitung kommt dann zur Nachbesprechung: Was haben die Teilnehmerinnen profitiert? Und da ist immer wieder die Rückmeldung gekommen, dass sich durch Idiolektik etwas auf der Station verändert hat.

Oh, das ist ja spannend!

Die Stationsleitung merkt, dass da ein anderes Klima ist, dass da was anderes stattfinden kann. Einmal hat mir eine Dame direkt eine Rückmeldung gegeben. Wir trafen uns auf der Straße, sie sprach mich an und hat gesagt, „Seit ich bei Ihnen im Kurs war, sagt mein Mann, endlich hörst du mir zu.“ Und dann denkst du dir „ja cool“.

Oder eine stillere Rückmeldung: Ich bin in den Kursraum gekommen und sehe eine Person, die mir irgendwie bekannt vorkam. Und dann hat sich herausgestellt, dass sie schon einmal im Kurs bei mir war, und noch einmal kommen wollte – sie hätte sich auch frei nehmen können, aber sie hat gesagt, dass sie noch einmal dabei sein mag.

Es ist eine befriedende, friedbringende, friedvolle Art des Umgangs miteinander. Ich glaube, man kann den Wind herausnehmen, wo es vielleicht spannungsgeladener werden könnte.

Und wie schaut es in Deiner Arbeit aus?

In meiner Arbeit mit meinen Klienten, die zum Strömen kommen, denke ich mir ganz oft: Das eine ist das Strömen, aber das andere ist auch die Art und Weise des Zuhörens… diese Präsenz, dieses wirklich eine Stunde lang ihnen den Raum offenhalten. Und nur bisschen nachfragen bei Wörtern, die sie verwendet, und dann geht es schon weiter.

Am Montag hat ein Herr zu mir gesagt „ich komme gern zum Strömen. Aber diesen Raum, den du zur Verfügung stellst, wo ich einfach alles erzählen kann, was mir am Herzen ist: das gibt es sonst nirgends.“. Das ist wahrscheinlich das Einzigartige an meiner Art Strömarbeit.

Du hast jetzt gesagt, dass dem einen Mann das aufgefallen ist, dass du da eine besondere Art des Zuhörens oder des Fragens oder der Präsenz hast. Bekommst du noch andere Rückmeldungen von anderen Leuten? Menschen, mit denen du arbeitest?

Da fällt jetzt noch eine andere Klientin ein, die schreibt mir immer an Weihnachten ein Kärtchen. Sie hat glaube ich schon vier oder fünf mal geschrieben, wie gut das einfach ist, wie ich zuhöre und wie ich da bin und welche Worte ich aufgreife.

Bei einer anderen Dame habe ich ganz oft so eine Trauer wahrgenommen, aber sie nie angesprochen. Es hat lange gebraucht, bis das nötige Vertrauen da war. Als sie dann erzählt hat, habe ich nachgefragt und sie in dem Prozess begleitet. Egal was da aufgetischt wird: es macht keine Angst, wenn man Idiolektik kennt, man muss nichts lösen. Man hat dieses Handwerkszeug, und es ist der Raum da.

Mhm, jetzt hast du ja schon eine Frage fast vorweg mitgenommen, die mir auch noch so auf der Zunge liegt. Was hat man selbst davon, dass man so einen idiolektischen Werkzeugkoffer hat, als Anwender sozusagen?

Das Herstellen von Beziehung ist so viel leichter, und die Compliance ist viel größer. Es hilft zu erfassen, wie die Person ist, der du da begegnest. Der Umgang mit Widerstand… Es hat nichts mit mir zu tun, sondern die andere Person kann jetzt gerade in dem Moment nicht. Ich respektiere das, und allein durch das Aufgreifen „Aha, jetzt wollen Sie gerade nicht über das sprechen“, wird schon wieder eine neue Tür geöffnet. Dieses Aufgreifen von dem, was da ist, von den Schlüsselwörtern und von dem Wahrgenommenen, macht Räume und Türen auf.

Gibt es noch etwas, das Du teilen magst?

Ich bin ja beim Jin Shin Jyutsu im Vorstand. Da ist gerade vieles im Umbruch, und es gehen viele Briefe durch den Äther. Da habe ich jetzt bisschen die Aufgabe gekriegt, diese Briefe immer durchzulesen. Ich sehe jeden Brief aus der Perspektive. „Wie kommt es jetzt an? Welches Wort wäre jetzt wohl idealer, damit es wohlwollend beim anderen ankommt?“.  Denn so schriftliche Ding können ja oft Missverständnisse transportieren oder angriffig wirken oder den Eindruck des Nicht-Gesehen-Werdens hervorrufen. Und dann schick ich den Brief wieder zurück, und sie sind wirklich oft begeistert, wie fein dann nachgefragt werden kann und wie friedvoll das dann wird.

Habe ich das richtig verstanden? Das ist eine Form von Idiolektik im Schriftverkehr…?

Ja, ganz genau

Also Person A möchte einen Brief an B schreiben, aber ist nicht sicher und gibt Dir den Brief zum darüber schauen?

Genau. Es ist wirklich spannend, wie viel befriedender es dann wirkt. Ich merke, Frieden ist mir gerade wichtig…  und ich glaube einfach, dass das auch wirklich etwas ganz Wertvolles in der Idiolektik ist. Ich habe das nicht gewusst, dass man das so auf das Verschriftliche anwenden kann. Als ich den ersten Brief bekam, dachte ich „uh, da könnte man noch ein bisserl feilen“, und es war dann eine super Reaktion danach.

Kam die „super Reaktion“ von der Person, die den Brief geschrieben oder von der, die ihn bekommen hat?

Das waren mehrere Personen, die sich dann gleich zum Reden getroffen haben, und es war dann sehr wohlwollend dort in diesem Rahmen.

Ja, das kann ich mir auch gut vorstellen… Jetzt ist ja schon ganz viel gesagt worden. Über die Kinder, die Ausbildung und über dein Strömen mit deinen Klienten. Gibt es noch Irgendwas, von dem du sagst, „ah, das gehört aber einfach noch dazu!“?

Ich glaub, das war’s.

Danke schön fürs Teilen!

Bitte, danke dir!

Konder-Husinsky, Barbara

„Idiolektik ist für mich eine Kommunikationsform und mein Lebensverständnis. In offener und herzlicher Präsenz ist es mir dadurch möglich, Menschen zu begegnen – im professionellen Gespräch und im täglichen Miteinander.“

Tätigkeitsfeld: Seit 2009 selbständig in eigener Praxis. Jin Shin Jyutsu-Praktikerin. Referentin an der Akademie für Fortbildungen und Sonderausbildungen am Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Wien. Kommunikationstrainerin. Leiterin eines Malortes nach Arno Stern. Heilmethode nach Dr. Eric Pearl. Begründerin der Firma Per Vitam. Vorstandsmitglied der GIG. Dozentin in Idiolektik seit 2013.

Qualifikationen: Dr. med., Weiterbildung in orthomolekularer Medizin und klassischer Homöopathie. Dipl. Malortleiterin nach Arno Stern. Lebens- und Sozialberaterin in Ausbildung. Zertifizierte Jin Shin Jyutsu-Praktikerin. Idiolektische Therapie (grad. IG).

www.pervitam.at

Das neue Jahr 2022

Das neue Jahr 2022

Ich war unsicher, was ich als nächstes hier schreiben wollte. Da kam der Gedanke auf, ein Gespräch zum neuen Jahr zu führen. Es dauerte nicht länger als vielleicht zehn Minuten. Es berührt mich immer wieder, wie auch in solch kurzen Gesprächen neue Gedanken, Idee, Zusammenhänge auftauchen und welche Erinnerungen sich melden können.

Und hier ist sie nun also – die Mitschrift eines kurzes Gesprächs zum Jahresende 2021.

Wenn Du so an 2022 denkst… was geht Dir da so durch den Sinn?

Naja, dass es halt schon seltsam ist. Einerseits, ein neues Jahr, niegelnagelneu, unverbraucht, voller Möglichkeiten. Aber ich, ich bin halt nicht unverbraucht, trage meine Geschichte mit in dieses neue Jahr. Und trotzdem ist es jedesmal doch irgendwie was Besonderes…

Was Besonderes?

Ja, so wie… kennst Du das Lied „Morning has broken“? Da geht es ja auch genau um das, um dieses Unverbrauchte, Neue, Möglichkeitsreiche. Jeder Tag ist ein neuer Tag. Jedes Jahr ein neues Jahr. Ich glaube, früher, da konnte ich… da.. da fiel es mir leichter, mich in diese Stimmung reinzufinden: „Ein neuer Tag, wie großartig“. Glaub ich halt jedenfalls.

Magst mir diese Stimmung beschreiben?

Ja, das ist so… so eine Aufbruchsstimmung. Ich glaube, ich weiß jetzt nicht wieso, ich glaube, wie am Morgen vor so einer Bergwanderung. Rucksack ist gepackt, Essen eingepackt, wir wissen, wo wir hinwollen, das Wetter ist gut. Ist halt kein Alltag. Der Alltag, wenn man den immer so mitschleppt, weißt du… der macht es schwer, dieses Neue, diese Stimmung aufkommen zu lassen.

Eine Bergwanderung?

Ja. Ist lange her, dass ich eine gemacht habe in dieser Stimmung. Das ist eher so eine Erinnerung an meine Jugend, glaube ich. Oder nur Phantasie, mir fällt jetzt grad kein Beispiel ein, aber so stell ich’s mir halt vor. So einfach losziehen. Ein bisserl war das so, als ich mit einer Cousine im Elbsandsteingebirge wandern war. Aber vielleicht… vielleicht war das auch nicht so, und ich wünsche es mir halt nur. Die Erinnerung ist manchmal ein trügerischer Hund!

Wie war das mit dem Elbsandsteingebirge?

Naja, mit einer Cousine von mir, aus Berlin, hatte ich eine Weile mehr Kontakt, wohl so mit Briefen und so. Und irgendwann kam da die Idee auf, keine Ahnung von wem, dass wir ja mal wandern gehen könnten zu zweit. Erstmal wollten wir rauf nach Polen, glaube ich, dann ist es das Elbsandsteingebirge geworden. Ich glaube, das war mir auch lieber so, ich bin…. naja, ich weiß nicht. Ja, und dann sind wir da eine Woche oder so gewandert, mit Zelt, einem Campingkocher und so. War eine gute Zeit, sie hat mir dann und wann ein russisches Gedicht vorgetragen. Russisch klingt… ja, irgendwie… gefällt mir halt.

Was habt´‘ s ihr so beim Wandern gesehen?

Wald, Felsen, dann diese Festung, ich glaube Königstein oder so heißt sie, sehr eindrucksvoll. Und Steinformationen. Ja, und auf der Elbe die großen Ausflugsschiffe, die haben sich in der Elbe gedreht, um wieder zurückfahren zu können. Da dachte ich mir, das geht sich doch nie aus, das Schiff war ja so lang wie der Fluss breit ist. Aber hat immer funktioniert.

Magst mir was von den Steinformationen erzählen?

Naja, die… nee, ich bin gerade ganz woanders. Wieder bei diesem Neuanfang oder so.

Was hat es mit dem Neuanfang auf sich?

Ich muss grad an so ein Schild denken, das war… das hing in einer Werkstatt. Vielleicht beim Heini in der Schuhwerkstatt, oder in der Obermühle oder sonst einem solchen Handwerksbetrieb. Das stand drauf was in der Art von „Und jeden Tag wieder: Du hast die Chance, Dein Bestes zu geben“ oder „Du hast die Chance, diesen Tag zum besten Deines Lebens zu machen“. Auf alle Fälle stand was von „Chance“. Vielleicht ist es das, was der Jahreswechsel macht, an was…. ja, an was er mich erinnert. Dass die Chance besteht. Die Chance, das eine oder andere vielleicht anders oder sogar besser zu machen.

Wollen wir es bei dieser Chance belassen? Oder gibt es etwas, das noch gesagt werden mag?

Nee, nee, das ist gut so. Können wir gut so stehen lassen.

Dann: danke für das Gespräch.

Danke für die Fragen und Deine Zeit!

Hinz und Kunz

Hinz und Kunz

Vor kurzem habe ich auf dieser Homepage die Seite „weitere Links“ erstellt und musste mir überlegen, in welchem Menü ich diese verfügbar machen würde. Letztlich landete sie bei „über mich“.

Nun, was hat dies mit Hinz und Kunz zu tun? Einer meine Lehrer hatte eine Weile einen Lieblingsspruch: „Wenn Hinz über Kunz erzählt, erfährst Du mehr über Hinz als über Kunz.„. D.h. wenn wir über andere Dinge oder Erlebnisse oder sonst was berichten, schwingen immer unsere Persönlichkeiten, unsere Wertvorstellungen und Paradigmen, mit denen wir die Welt betrachten, mit.

Bild von MonikaP auf Pixabay

Und die Links, die ich anführe, sind mir eben durch Erlebnisse mit den dahinterstehenden Personen verbunden – und allein durch die Auswahl gebe ich ein Stück von mir preis, zeige, was mir lieb und wichtig ist. Das ist nun wirklich keine große Erkenntnis, aber hat mich daran erinnert, dass all mein Wirken, selbst wenn es um so eine banale Frage der Platzfindung geht, letztlich sichtbarer Ausdruck meines ganzen Ich ist.

Manchmal tut so eine Erinnerung gut.

Und zum Abschluss noch einmal zu Hinz und Kunz:

Der Hinz und der Kunz
sind rechte Toren:

Lauschen offenen Munds,
statt mit offenen Ohren!

Erich Kästner – folgenschwere Verwechslung