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Kategorie: Gesprächsbeispiel

Gesprächsmitschnitt „Lebendig sein“

Gesprächsmitschnitt „Lebendig sein“

Hier mal wieder das Transkript eines Gespräches aus einem Zoom-Übungsabend zum Thema „Was ist Leben“. Wir sammelten Einstiegsfragen und legten los. Das hier transkribierte Gespräch dauerte im Original rund 17 Minuten. Um die Lesbarkeit zu verbessern, wurde der Text um ca. 1/3 gestrafft, indem Wiederholungen und manche Passagen gestrichen wurden. Letztere werden durch ein (…) angezeigt. Grammatikalische Ungenauigkeiten wurden teilweise beibehalten. Ich habe den Text unkommentiert gelassen – nur ganz zu Beginn sind paar Bemerkungen notiert.

  • Zu Beginn sind die Antworten kurz – davon brauchen wir uns nicht abschrecken zu lassen. Der Gesprächspartner brauchte halt Zeit, um „in Fahrt“ zu kommen.
  • Das Paralogische: wir folgen keinem roten Faden, sondern greifen Wörter auf, die uns günstig erscheinen, und lassen uns überraschen, wohin sie uns führen. Wir können unbekümmert von Bild zu Bild springen und uns darauf verlassen, dass alles Gesagte Bedeutung hat in diesem Hier und Jetzt.
  • Das respektvolle „So sein lassen“: An einer Stelle kann eine Frage nicht beantwortet werden (10) – es wird einfach entspannt eine andere Frage gesucht. Das Beschreiben lassen eines Bildes, einer Metapher, ist eine beliebte Technik in der Idiolektik. Nicht immer wird dieses Angebot angenommen – da heißt es dann, unverzagt eine neue Frage zu suchen 🙂
  • An einer anderen Stelle scheint die Antwort in keinem Zusammenhang zur Frage zu stehen (18). Dies wird einfach so akzeptiert, es gibt kein Nachhaken. keine Korrektur. Ev. hat der Erzähler „Dazwischen“ anstelle von „Erwischen“ verstanden? Wir wissen es nicht,
  • Manche Fragen greifen keine Schlüsselworte auf, sondern laden ein, einen Faden weiterzuspinnen: „Mach mal ein Beispiel“, oder „Wie geht das“?“ (14, 17, 19).

1. „Wann fühlst Du Dich lebendig?“

„Wenn ich mich selber gut spüre.“

2. „Mhm… und wie geht das? Wann spürst Du Dich gut?“

„Ahmm… Wenn ich in einer heißen Badewanne liege… Wenn ich mich mal wieder über das Tanzen getraut habe… Wenn ich mit den Hunden knuddle… Ja, dann fühle ich mich ziemlich lebendig.“

3. „Das zweite, was Du gesagt hast – war das was mit Tanzen? Ich hab das akustisch nicht verstanden.“

„Wenn ich mich mal wieder über das Tanzen getraut habe…“

4. „Hmmm… und wenn Du Dich rüber getraut hast, wie sieht das dann aus?“

„Wenn alles gut geht, ist das dann nachher ein gutes Gefühl, ja.“

5. „Und wie kann ich mir dein Tanzen vorstellen?“

„Naja, ich vermeide das Wort „Tanzen“, weil mit „Tanzen!“ Bilder im Kopf habe, die nichts mit meinem Körper zu tun haben. Wenn ich an „Tanz“ denke, denke ich an schlanke Gestalten, und ich bin nicht schlank, die sich elegant sehr beweglich bewegen, und ich bin weder sehr beweglich noch sehr elegant. Und deswegen bevorzuge ich den Ausdruck „mich zur Musik bewegen“, weil das macht mir ein bisserl weniger Stress. (…) Also ich brauche ein Weile, um Hemmschwellen abzubauen, und da ist es günstig, wenn es eine angeleitete Tanzgruppe ist, wo eine Person, die den Abend leitet, Impulse gibt, denen ich auch gut nachkommen kann.“

6. „Mhm… Was wäre denn so ein Impuls?“

„Meine immerwährende Sorge beim freien Tanzen ist, wenn ich mit jemandem in Kontakt gehen möchte, dass alle mich nicht wollen. Das ist ein uraltes Kindheitsthema bei mir, immer schon gewesen. Wenn ich so in freien Gruppen bin, manifestiert sich diese Sorge ganz massiv. (…) Ich bin als Kind immer als letzter ausgewählt worden, wenn es irgendwo darum ging, Gruppen zu bilden oder so, das hat sich anscheinend irgendwie festgesetzt. Und wenn da aber ein Tanzpädagogin ist (…), die dann sagt, bewegt Euch mal zur Musik, sucht mal Augenkontakt, und dann, wenn Ihr Augenkontakt habt, dann lächelt mal diese Person einfach an. Da kann nichts schiefgehen, da lächle ich halt, und dann, so langsam komme ich dann in diese Gruppe hinein. Und dann kann man auch schauen, lasst mal die Hände Euch durch den Raum tanzen, vielleicht begegnet Euch da eine andere Hand, und dann tanzt die Hand ein bisschen was und dann geht ihr wieder auseinander. Also ich brauche solche Annäherungsschritte (…). Irgendwann ist es dann auch einmal soweit, (…), dass ich dann einfach von mir aus einfach auf Menschen zugehen kann und da in Kontakt gehe oder einfach für mich alleine bleibe und nicht gekränkt bin, wenn ich nicht in Kontakt komme, obwohl ich vielleicht gerne möchte.“

7. „Hmmm… Magst Du mir noch zu der Hand was sagen?“

„Ich hab vor langer, langer Zeit eine Tanzpädagogikausbildung gemacht, obwohl ich nie getanzt habe. Es wundert mich eigentlich bis heute, dass ich da reingegangen bin in diese Ausbildung… (…). Und einer der ersten Übungen, die mir es wirklich leicht gemacht haben, in Bewegung zu Musik zu kommen, ohne dass ich mir deppert vorkomme, war einfach die ganz simple Aufgabe „lasse dich von deiner Hand durch den Raum führen“. Und dann bin ich wirklich einfach meiner Hand hinterhergelaufen. Und das war so spannend. (…) Auf einmal ist die Hand nach oben gegangen, ich bin halt unter der Hand durch, und da kam auf einmal eine Drehung zustande. Und also diese Übung hab ich geliebt, und die hilft mir heute noch, um ins Tanzen zu kommen. Dass ich da eine Hand habe und der überlasse ich jetzt die Führung und folge der Hand (…)“

8. „Die Führung überlassen. Was fällt dir noch dazu ein?“

„(…) Ja, (da) mach ich halt Bewegungen und schau der Hand hinterher und irgendwann beginnt sich die Hand quasi zu verselbständigen. Da ist kein bewusstes Wollen mehr dahinter. Und das ist dann einfach ein sehr feines Gefühl, wenn ich den Eindruck habe, OK, jetzt, jetzt ist irgendwas auf Automatismus geschaltet und jetzt kann sich mal irgendjemand anderer austoben als … das da oben.“

9. „Du sagtest kein bewusstes Wollen. Woher kennst du das noch?“

„Ich wollte kurz sagen von idiolektischen Gesprächen, weil da ist es ja auch so, dass ein bisschen, wenn das Gespräch gut im Fluss ist, dann bist du einfach nur noch im Gespräch und möchtest oder willst auch nichts mehr. Es ist eher so ein Aspekt von sich treiben lassen, ja. Aber vielleicht… Treiben lassen? Ist zwiespältig ja, treiben lassen kann man sich in einem Fluss. Oder man kann auch sich in einem Fluss aktiv bewegen (…), ohne sich nur treiben zu lassen und trotzdem sich treiben lassen. Also ist ein bisschen schwer zu erklären jetzt, ja.“

10. „Magst du mir den Fluss beschreiben?“

„Welchen?“

11. „Von dem du jetzt gerade gesprochen hast.“

„Nee, kann ich gerade nicht.“

12. „OK.“

„Hab ich grad kein Bild dazu.“

13. „Mhm, das ist total in Ordnung… Ich würd kurz ein bisschen zurückrudern zu dem Moment, wo du beschrieben hast und gesagt hast „Es leicht gemacht“ (Anm.: 7). Was braucht es für dich, damit es leicht gemacht wird?“

„Glückliche Umstände.“

14. „Mach mal ein Beispiel!“

„(…) Es sind hier so viele Faktoren, die da eine Rolle spielen. (…) Das ist, wenn ich ausgeschlafen oder nicht; sind das Menschen, die ich kenne oder nicht. Gab es irgendetwas, wo ich den Eindruck habe, ah, da schaut mich jemand schief an, oder beobachtet mich? (…) Aber manchmal gibt es einfach so Momente, da ist es so ein bisschen, als hätte man Rückenwind. Weißt du, dann gehen die die Dinge, die sonst schwer sind. (…). Will sagen, dass Dinge, die dich sonst Mühe kosten, manchmal keine Mühe kosten, die gehen einfach. Aber Du brauchst auch schon auch Energie und du musst was tun, aber es ist geschmeidiger, einfach. Eben so ein bisschen wie mit Rückenwind Fahrradfahren, du musst schon treten, aber du merkst es geht einfach ein bisschen leichter, das ist einfach schön.“

15. „Mhm, jetzt habe ich ein Bild von dem Fahrrad. Vielleicht du auch, wenn du eines hast, würdest du mir bitte das Rad beschreiben, das Fahrrad?“

„Also … ich bin seit einem knappen Jahr stolzer Besitzer eines eBikes.“

16. „OK.“

„Mit dem eBike fahr ich tatsächlich Strecken die ich mit dem normalen Fahrrad niemals fahren würde weil ich total verschwitzt wäre. (…) Aber so dieses Rückenwind haben, das hat was! Ich hab einfach den Eindruck, es gibt Situationen, da gelingen manche Dinge. (…) Ich liebe das „Gelingen“ ja so, das hast du wahrscheinlich eh schon von mir mal gehört, dass wir eben Sachen gut machen können, und sie sind trotzdem nicht gut oder nicht gelungen, obwohl wir alles richtig gemacht haben. Manchmal machst du alles richtig und es wird nicht gut und manchmal machst du alles richtig und es wird super. Und ich hab so den Eindruck, da ist dann dieser kleine Aspekt des Rückenwindes dabei, das kleine Etwas, das zu einem richtigen Gelingen einfach beiträgt, auf man keinen bewussten Einfluss hast. (…) Manchmal gibt es Situationen, da fällt es leichter, dass etwas gelingt. Dann ist weniger Anstrengung, weniger Hemmungen und das ist einfach fein.“

17. „Magst du dazu noch was sagen?“

„Irgendwie kommt jetzt gerade ein Anspruch „Sanfter Wind bringt gelingen“, glaube ich, lautet das Originalzitat. Stammt aus „Großer Tiger und Christian“ glaube ich. Und sonst… es gibt ja so eine recht alte chinesische Strategemsammlung (…), eines lautet „mit sanfter Hand das Schaf fortführen“ . Und das beschreibt sozusagen, wie sagt man… die Gunst des Augenblicks nutzen. (…) Wenn Du diese Gunst erwischt, dann wird das Leben schön und entspannt und freudvoll und gelingt und dann gelingen Sachen, die sonst schwierig sind.“

18. „Und wie geht das Erwischen?“

„Dann… dazwischen muss man sich mehr anstrengen. Und einfach lernen, mit dem zufrieden zu sein, was man geschafft hat. Auch wenn es nicht gelungen ist.“

19. „Ja, und wie geht das?“

„Mal mehr, mal weniger gut (Lachen)“

20. „Wenn es für dich in Ordnung ist, würde ich dann an dieser Stelle das Gespräch beenden und dich dazu einladen, noch was zu sagen, falls es noch was gibt, was du da lassen möchtest.“

„Ja, das passt.“

21. „Dankeschön!“

gekürztes Transkript eines per Zoom geführten Gespräches

Wieso ich nicht nur kurze Fragen stelle?

Wieso ich nicht nur kurze Fragen stelle?

Wie an anderen Stellen beschrieben, ist es ein Merkmal der Idiolektik, kurze, konkrete und offene Fragen zu stellen. So habe ich es gelernt, so gebe ich es wieder, wenn ich die Technik vermittle. Doch bei genauerer Beobachtung ertappe ich mich immer wieder dabei, das „kurz“ zu vernachlässigen. In Ergänzung zum vorherigen Beitrag Warum ich kurze Fragen so liebe fasse ich mal paar Gedanken sozusagen zur Gegenposition zusammen, die mir so einfallen. Angelehnt an diesen vorherigen Beitrag ist eine „kurze“ Frage die, die nur eine Phrase aus dem Angebot herausgreift.

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Wenn ich ein Gespräch mit einem Spaziergang vergleiche, ohne festes Ziel die Gegend durchstreifend, kommt man doch immer wieder an Stellen, die zum Verweilen einladen. Man bleibt stehen, schnauft vielleicht ein, zwei Mal tief durch und lässt den Blick schweifen. Im Gespräch scheint es mir ähnlich zu sein – es gibt Sequenzen, die so ein Innehalten spüren lassen. Genauer gesagt: ich als Zuhörer habe die Hypothese, dass hier ein „guter“ Platz zum Verweilen ist. Und muss daher bereit sein, diese Hypothese sofort fallen zu lassen, wenn sie sich als falsch heraus stellt.

„Was geht Dir grad durch den Kopf?“

„Dass ich gerade ziemlich k.o. bin, müde. Ich habe viel gearbeitet die letzten Wochen, und das hat mir nicht gut getan.“

„Hmm… was tut Dir gut?“

„Naja, dass es jetzt vorbei ist, also so diese große Anstrengung, jetzt kann ich wieder runterschalten.“

„Runterschalten?“

„Ja, runterschalten. Das war schon ziemlich anstrengend, diese letzte Zeit… Viele Überstunden, dabei, also eigentlich habe ich ja meine Arbeitszeit reduziert. Aber es war wichtig, der Kunde war schon ziemlich sauer wegen verschiedener Verzögerungen, also hab ich mir halt eingebildet, da reinspringen zu müssen. (Pause, dann langsamer weiter) Jetzt habe ich guten Kontakt zum Kunden, es ist klar was zu tun ist… das ist gut. Da kann man Sachen umsetzen, jetzt, wo das klar ist. Ja, das ist gut… und tut auch gut irgendwie.“

„Was braucht es, damit etwas gut ist?“

„Naja, Kontakt halt und zu wissen… also sich geeinigt zu haben, was zu tun ist.“

„Und wenn Du Kontakt hast und ihr wisst was zu tun ist…?“

„Dann kann ich endlich mit der Umsetzung beginnen. Wir hatten schon zwei Anläufe gemacht, aber die Konzepte waren einfach Käse… Aber jetzt…“

„Und wenn Du weißt was zu tun ist und mit der Umsetzung beginnst…“

„Hach, das ist einfach ein gutes Gefühl. Ich mache einen Teil, also einen kleinen Part des Formulars, schicke das dem Kunden, gemeinsam bessern wir nach… und so geht´s weiter. Weißt Du, es ist echt schwierig oder fast unmöglich, ein Konzept für ein komplexes Formular zu machen, so am Papier, aber so, wie wir das jetzt machen, Schritt für Schritt, das hat was. Macht fast Spaß!“

Sind die Fragen anfangs tatsächlich kurz bis sehr kurz, greife ich bei den letzten beiden Fragen jeweils zwei Phrasen auf, reihe sie aneinander und gebe damit eine Richtung vor – es erschien mir im gegebenen Kontext ganz natürlich, diesen „Faden“ weiter zu verfolgen.

Manchmal nutze ich längere Fragen auch dazu, mir Bilder, Erinnerungen oder Szenerien genauer bis ins Detail beschreiben zu lassen – wenn laut meiner Hypothese mein Gesprächspartner dadurch Ressourcen aktivieren kann. Mir geht es jedenfalls dann und wann so, dass ich mit jeder weiteren Beschreibung eines stärkenden Bildes, einer positiven Erinnerung irgendwie innerlich aufgerichteter werde, anders kann ich es nicht ausdrücken.

„Da bin ich dann aufgestanden und hab mir gedacht, wow, das hast Du aber gut hinbekommen!“

„Und wie war das?“

„Einfach gut.“

„Woran hast Du das gemerkt, dieses ‚Gut‘?“

„Hmm… ich glaub, ich war… ich bin richtig energiegeladen aufgestanden, so in der Stimmung ‚Jetzt packe ich es an‘!“

„Wie kann ich mir so ein ‚energiegeladen aufstehen‘ vorstellen?“

„Naja, so mit Schwung halt… Ich glaube, ich habe mich mit den Armen richtig rauskatapultiert!“

„Also mit Schwung, und mit den Armen rauskatapultiert… Was war da noch?“

„Na Du fragst… also so Sachen… Na gut, was war da noch… Als ich dann gestanden bin, habe ich die Schultern nach hinten gezogen, also nach oben und dann nach hinten, so ein Schulterkreisen…“

„Schwung, rauskatapultieren, Schulterkreisen… fällt Dir noch was ein?“

„Ja, genau, ich hab dann noch so eine Bewegung mit den Händen gemacht, mit den Armen… so ungefähr.“ (Zeigt eine Bewegung vor: Die Ellenbogen sind am Körper, Unterarme angewinkelt, lockere Fäuste vor den Schultern, dann machen die Unterarme eine Bewegung erst nach innen, vor die Brust, dann nach unten und schließlich mit einem Strecken der Arme nach vorne und etwas nach außen, wobei die Fäuste sich fester ballen).

„Wenn Du jetzt so an den Schwung denkst, daran, wie Deine Arme Dich rauskatapultiert haben, Du Deine Schultern kreist und dann diese Bewegung machst… was ist dann?“

„Witzig… (Lacht) Ich fühle mich belebt. Fast so wie damals…“

Ich kann mir vorstellen, dass mit jedem neuen Aspekt, der dieser Schilderung hinzugefügt wird, sich das Bild dieser Szene verstärkt und jenes Netzwerk an Neuronen im Gehirn, welches diese Szene speichert, ebenfalls gefestigt wird. Und ich möchte gerne glauben, dass dies dann dazu führt, dass eben dieses Netzwerk in Zukunft wieder ein kleines bisschen leichter angezapft werden kann, wenn es darum geht, sich an bestärkende Erfolgserlebnisse zu erinnern.

Wenn es mit dem Unverfänglichen nicht klappt

Wenn es mit dem Unverfänglichen nicht klappt

Manchmal ist es so, dass unsere Gesprächspartner unsere Angebote, auf Nebenschauplätze oder vermeintlich Unverfängliches zu sprechen zu kommen, schlichtweg ablehnen. Dies mag vor allem dann vorkommen, wenn unser Gegenüber einen großen Leidensdruck hat und die idiolektische Technik noch nicht kennt. Aber ich kenne es ja auch von mir selber – manchmal will ich „Tacheles reden“ und nicht über nette Blumen und Käfer im Sonnenschein. Wie also umgehen mit dem Wunsch meiner Gesprächspartnerin/meines Gesprächspartners und meinem Bestreben nach „Konkretem, vermeintlich Unverfänglichem“ zu fragen? Immerhin war dies ja der Einstieg in die Idiolektik, oder?

Nun, ich habe Gott sei Dank die Technik, welche sich per se ja nicht ändert, das heißt, ich kann meinen Handwerkskoffer nehmen und mit den bekannten Werkzeugen arbeiten. Welche Möglichkeiten gibt es denn, und was kann hilfreich sein?

„Gibt es etwas, das Du heute erzählen magst?“

„Naja… eigentlich wollte ich ja von meinen Plänen mit der Firma erzählen, aber jetzt… mein Nacken, meine Schultern tun seit Tagen weh, oder… nein, nicht weh, aber da ist so Druck und Spannung oder so… das zieht sich den Rücken runter bis hierhin ungefähr (deutet auf Nierengegend). Ist halt nicht angenehm.“

„Was sind denn die Pläne für Deine Firma?“

„Ah, da mag ich jetzt gar nicht reden. Aber das mit dem Rücken und so…“

Der erste Gesprächseinstieg, auf eine vermeintliche Ressource zu kommen, wurde also abgelehnt. Vielleicht wäre es besser gewesen, an dieser Stelle ganz offen zu fragen „Und jetzt – worüber magst Du jetzt reden?“, dann wäre diese kleine Irritation vielleicht ausgeblieben. In meinem Bemühen, anfangs auf das vermeintlich Unverfängliche zu kommen, habe ich wohl ein gegenteiliges Signal übersehen. Um das transparent zu machen, frage ich also weiter und lasse mir -nach einer Bestätigung- „das mit dem Rücken“ beschreiben.

„Ich habe den Eindruck, das mit dem Rücken beschäftigt Dich gerade?“

(nickt und brummt was in der Art von Mhm)

„Kannst Du mir das etwas genauer beschreiben, wie das jetzt gerade ist?“

Ich greife also auf die Technik, mir etwas beschreiben lassen zurück – auch hätte ich konkreter fragen können „Kannst Du mir den Druck und die Spannung genauer beschreiben? Wie kann ich mir die vorstellen?“, aber in der Gesprächssituation fiel mir dies aus welchen Gründen auch immer nicht ein.

(Setzt sich aufrechter hin, macht kurz ein Hohlkreuz) „Jetzt gerade… hmm…“ (kreist mit den Schultern) „Es fühlt sich wie eingerostet an, aber so große Kreise mit den Schultern, also mit… das tut gut, da knirscht und grammelt es richtig.“

„Knirscht und grammelt?“

„Ja, als würde sich da ganz viel Rost lösen irgendwie. Aber dazu… Also, das geht nur wenn ich ganz große Kreise mache.“

„Und wenn sich der Rost löst… Was ist dann?“

„Dann geht die Bewegung viel leichter. Jetzt tut sie… jetzt ist sie unangenehm, jedenfalls ab hier.“ (verharrt in einer bestimmte Position, der Oberarm ist etwa auf Höhe des Ohres) „Aber wenn ich da jetzt ganz langsam weiter mache…“ (macht die entsprechende Bewegung) „… dann geht es. Und wenn ich es noch einmal mache, geht es besser. Und irgendwann… naja, man wir ja noch träumen dürfen.“ (Lacht wie verlegen)

Das Bild vom Rost, der sich ablöst, führte zu ganz konkreten körperlichen Bewegungen und Empfindungen. Konkreter geht es ja fast nicht. Wir blieben eine ganze Weile bei diesen Bewegungen und dem Traum, dass er „ganz geschmeidig, kraftvoll und ohne Schmerzen die Arme wie eine Windmühle herumschleudern“ kann.

„Wie macht das eine Windmühle?“

„Naja, die ist ganz stabil gebaut. Die muss gut verankert sein. Ja, und sie… ha, ich glaube, die kann sich mit dem Wind drehen, also so ausrichten, so… dass sie den Wind halt optimal auffangen kann. Und wenn der Wind zu stark ist, dann kann man irgendwie die Flügel anlegen, ich denke das ist ganz wichtig.“

„Und wann weiß man, wann man die Flügel anlegen muss?“

„Ja, ich denke das ist Erfahrung. Oder vielleicht spürt man es auch, ich kann mir vorstellen, dass die Mühle dann vibriert, so auf eine Art dass man weiß… Vielleicht passiert das auch von alleine, also dass da so ein Mechanismus ist, der die Flügel einklappt, wenn sich das Ding zu schnell dreht. Das wäre natürlich ziemlich schlau.“

Im Laufe des Gespräches pendelten wir zwischen dem Schulter-Rückenbereich, Rost und der Windmühle hin und her. Auch ein Falke und ein Tölpel kamen kurz vor – sie legen die Flügel ganz eng an, um Geschwindigkeit aufzubauen, im Falle des Tölpels um tief ins Meer einzutauchen. Aber das Hauptbild, die Hauptmetapher war die Windmühle. Dabei tauchte wieder der „Druck und Spannung“ von der Eingangssequenz auf.

„Druck und Spannung – wie kann ich mir das vorstellen?“

„Hmm… So das Gefühl, dass… ja, dass auch in Ruhe die Muskeln angespannt sind. Wäre dabei doch gar nicht nötig. (…)“

„Und hast Du eine Idee, wann es gut sein könnte, die Muskeln angespannt zu haben?“

„Wenn ich in Gefahr bin. Oder auf der Hut sein muss, damit ich dann ganz schnell reagieren kann. Aber irgendwann muss doch auch mal Ruhe sein, oder?

Wir blieben eine kleine Weile bei diesem Gegensatzpaar Spannung und Ruhe. Die Sequenz endete damit, dass mein Gegenüber sich im Sessel zurechtrückte und eine Position einnahm, die er beschrieb als

„So wie jetzt… Da kann ich ruhig sein. Ich habe da eine Stütze im Rücken, auch einen Schutz. Da kann nix kommen. Und auch mein Kopf… es ist gut, den Kopf auch anlehnen zu können. Zu Hause habe ich keinen solchen Sessel…“ (Lacht) „Ich glaub, ich werd mir so einen kaufen!“

(…)

„Und wenn Du jetzt so zurückdenkst an das Gespräch… die Schultern, Druck und Spannung, Rost der sich löst, Windmühlen die wissen, wann sie die Flügel einklappen müssen… und auch an die Vögel… Was geht Dir dann so durch den Sinn?“

„Hmm… dass ich so die Schultern, also dieses Schulterkreisen hat gut getan, fühlt sich schon besser an. Und was mir so durch den Sinn geht… Irgendwie dass… so ein Bild, dass man sich manchmal von Wind so richtig durchputzen lassen muss, mit ausgebreiteten Flügeln. Dann fliegt der ganze Rost weg. „

Das Gespräch endete kurz nach dieser Sequenz. Leider fand es keine Fortsetzung. Natürlich hätte ich gerne gewusst, ob das Gespräch und die aufgetauchten Bilder sich als hilfreich erwiesen haben. Aber so ist das halt – manchmal dürfen wir sozusagen die Ernte eines Gespräches miterleben, und manchmal eben nicht.

Das neue Jahr 2022

Das neue Jahr 2022

Ich war unsicher, was ich als nächstes hier schreiben wollte. Da kam der Gedanke auf, ein Gespräch zum neuen Jahr zu führen. Es dauerte nicht länger als vielleicht zehn Minuten. Es berührt mich immer wieder, wie auch in solch kurzen Gesprächen neue Gedanken, Idee, Zusammenhänge auftauchen und welche Erinnerungen sich melden können.

Und hier ist sie nun also – die Mitschrift eines kurzes Gesprächs zum Jahresende 2021.

Wenn Du so an 2022 denkst… was geht Dir da so durch den Sinn?

Naja, dass es halt schon seltsam ist. Einerseits, ein neues Jahr, niegelnagelneu, unverbraucht, voller Möglichkeiten. Aber ich, ich bin halt nicht unverbraucht, trage meine Geschichte mit in dieses neue Jahr. Und trotzdem ist es jedesmal doch irgendwie was Besonderes…

Was Besonderes?

Ja, so wie… kennst Du das Lied „Morning has broken“? Da geht es ja auch genau um das, um dieses Unverbrauchte, Neue, Möglichkeitsreiche. Jeder Tag ist ein neuer Tag. Jedes Jahr ein neues Jahr. Ich glaube, früher, da konnte ich… da.. da fiel es mir leichter, mich in diese Stimmung reinzufinden: „Ein neuer Tag, wie großartig“. Glaub ich halt jedenfalls.

Magst mir diese Stimmung beschreiben?

Ja, das ist so… so eine Aufbruchsstimmung. Ich glaube, ich weiß jetzt nicht wieso, ich glaube, wie am Morgen vor so einer Bergwanderung. Rucksack ist gepackt, Essen eingepackt, wir wissen, wo wir hinwollen, das Wetter ist gut. Ist halt kein Alltag. Der Alltag, wenn man den immer so mitschleppt, weißt du… der macht es schwer, dieses Neue, diese Stimmung aufkommen zu lassen.

Eine Bergwanderung?

Ja. Ist lange her, dass ich eine gemacht habe in dieser Stimmung. Das ist eher so eine Erinnerung an meine Jugend, glaube ich. Oder nur Phantasie, mir fällt jetzt grad kein Beispiel ein, aber so stell ich’s mir halt vor. So einfach losziehen. Ein bisserl war das so, als ich mit einer Cousine im Elbsandsteingebirge wandern war. Aber vielleicht… vielleicht war das auch nicht so, und ich wünsche es mir halt nur. Die Erinnerung ist manchmal ein trügerischer Hund!

Wie war das mit dem Elbsandsteingebirge?

Naja, mit einer Cousine von mir, aus Berlin, hatte ich eine Weile mehr Kontakt, wohl so mit Briefen und so. Und irgendwann kam da die Idee auf, keine Ahnung von wem, dass wir ja mal wandern gehen könnten zu zweit. Erstmal wollten wir rauf nach Polen, glaube ich, dann ist es das Elbsandsteingebirge geworden. Ich glaube, das war mir auch lieber so, ich bin…. naja, ich weiß nicht. Ja, und dann sind wir da eine Woche oder so gewandert, mit Zelt, einem Campingkocher und so. War eine gute Zeit, sie hat mir dann und wann ein russisches Gedicht vorgetragen. Russisch klingt… ja, irgendwie… gefällt mir halt.

Was habt´‘ s ihr so beim Wandern gesehen?

Wald, Felsen, dann diese Festung, ich glaube Königstein oder so heißt sie, sehr eindrucksvoll. Und Steinformationen. Ja, und auf der Elbe die großen Ausflugsschiffe, die haben sich in der Elbe gedreht, um wieder zurückfahren zu können. Da dachte ich mir, das geht sich doch nie aus, das Schiff war ja so lang wie der Fluss breit ist. Aber hat immer funktioniert.

Magst mir was von den Steinformationen erzählen?

Naja, die… nee, ich bin gerade ganz woanders. Wieder bei diesem Neuanfang oder so.

Was hat es mit dem Neuanfang auf sich?

Ich muss grad an so ein Schild denken, das war… das hing in einer Werkstatt. Vielleicht beim Heini in der Schuhwerkstatt, oder in der Obermühle oder sonst einem solchen Handwerksbetrieb. Das stand drauf was in der Art von „Und jeden Tag wieder: Du hast die Chance, Dein Bestes zu geben“ oder „Du hast die Chance, diesen Tag zum besten Deines Lebens zu machen“. Auf alle Fälle stand was von „Chance“. Vielleicht ist es das, was der Jahreswechsel macht, an was…. ja, an was er mich erinnert. Dass die Chance besteht. Die Chance, das eine oder andere vielleicht anders oder sogar besser zu machen.

Wollen wir es bei dieser Chance belassen? Oder gibt es etwas, das noch gesagt werden mag?

Nee, nee, das ist gut so. Können wir gut so stehen lassen.

Dann: danke für das Gespräch.

Danke für die Fragen und Deine Zeit!

Fenster und Türen

Fenster und Türen

Was haben Fenster und Türen mit Idiolektik zu tun? Nun, mit jeder Frage, die ich stelle, lade ich mein Gegenüber dazu ein, einen anderen Raum zu betreten oder zu beschreiben. Nehmen wir als Beispiel eine Sequenz aus einem vorigen Beitrag „Das scheinbar Einfache“:

„Kannst mit einen Kugelschreiber beschreiben?“ – „Naja, der ist aus Holz, so handgedrechselt, den hab ich auf einem Kunsthandwerksmarkt gekauft.“ – „Was gab es da noch auf dem Kunsthandwerksmarkt?“

Gesprächsauszug

Das Wort „Kunsthandwerksmarkt“ ist die Tür in einen anderen Raum, die Frage danach eine Einladung, mich in diesen Raum mitzunehmen. Und so kann ein Gespräch von Raum zu Raum führen, scheinbar ohne Ziel und ohne Ordnung, immer orientiert am Gesagten.

Bild von Manfred Antranias Zimmer auf Pixabay

Manche Räume haben auch Fenster, durch die man in andere Landschaften oder Räume blicken kann, ohne sie aber zu betreten. Es ist schwer in Worte zu fassen, was für mich diesen Unterschied ausmacht… Oft ist es ein Zögern in der Stimmmelodie, das mir anzeigt, dass wie hier metaphorisch vor einem Fenster stehen, nicht vor einer Tür. Es kann sehr hilfreich sein, durch ein Fenster auf etwas zu blicken und es aus sicherer Distanz zu beschreiben.

Manchmal können wir als Fragende helfen, aus dem direken Geschehen herauszutreten, Distanz zu schaffen und den Blick durch ein solches metaphorisches Fenster lenken:

Es ist alles so unglaublich eng und dicht. Da ist… weißt, da ist kaum Bewegung mehr möglich, und Überblick hab ich auch keinen.“ – „Wo müsstest Du sein, um Überblick zu haben?“ – „Keine Ahnung. Weiter weg halt.“ – „Und wenn Du weiter weg bist: wie schaut dieses eng und dicht aus?“ – „Witzig… eigentlich recht klein, ich hätte es mir größer vorgestellt.

Gesprächsauszug

Wie kann man noch einen „Blick durch ein Fenster“ initiieren? Zum Beispiel können wir unser Gegenüber bitten, eine Metapher oder ein Bild für eine belastende Situation zu finden.

(„Eng und dicht“ wurde in dem Gespäch mehrmals wieder aufgenommen) „Da ist es ja schon wieder, dieses eng und dicht!“ – „Wenn Du diesem eng und dicht so nachspürst… und es zeichnen würdest… wie würde dieses Bild wohl aussehen?“ – „Puh… ich kann nicht gut zeichnen. Aber so als erstes kommt mir ein Wollknäuel in den Sinn, also so ein… da sind ganz viele Fäden drin, nicht nur einer. Das sieht man an den, an den vielen Enden, die da so rausschauen überall.“ – „Was sind das für Fäden?“ – „Naja, ziemlich bunt auf alle Fälle. Einige sind dick, andere dünn, wahrscheinlich sind sie auch unterschiedlich lang, aber… aber das lässt sich nicht sehen.

Gesprächsausschnitt

Es fällt oft leichter, über diese entstehenden Bilder zu sprechen – sie sind konkret, man wahrt eine gewisse Distanz. Und wir als Fragende können sicher sein, dass eine oder mehrere Instanzen der/des Erzählenden alle möglichen Querverbindungen zu dem eigentlichen Thema machen.

Dann und wann dürfen wir teilhaben an einem Aha-Erlebnis, wenn plötzlich ein ganz neuer Blick auf etwas ermöglicht wird, und sich neue Spielräume eröffnen. Aber wesentlich öfter sind die Auswirkungen derartiger Gespräche, Bilder und Gedanken erst später spür- und erlebbar, und nicht immer kommen wir in den Genuß einer solchen unmittelbaren Teilhabe.

Auf alle Fälle erlebe ich diese Möglichkeit des „Blickens durch das Fenster“ immer wieder als sehr hilfreich bei Gesprächen. Dieser Abstand kann etwas Leichtigkeit und Entspannung bringen, und damit Zugang zu Verhaltensmöglichkeiten und Ressourcen ermöglichen, die im „mitten drin sein“ rein physiologisch nicht zur Verfügung stehen.

Eine wunderbare Sache, finde ich!

Türen in Gesprächen

Türen in Gesprächen

Ein idioektisches Gespräch verfolgt kein bestimmtes thematisches oder inhaltliches Ziel. Es ist daher nicht voraussehbar, wo wir während des Plauderns landen – wir lassen uns immer wieder und gerne davon überraschen, wohin uns das Aufgreifen von Schlüsselwörtern führt, und welche Erinnerungen, Erkenntnisse oder Ideen unterwegs hervortreten.

Ein solches Gespräch ist dann wie das Erforschen eines Zauberpalastes. Hast Du Michael Ende´s wundersame „Unendliche Geschichte“ gelesen? Da findet sich der Hauptakteur der Geschichte, Bastian Balthasar Bux, in genau einem solchen Palast wieder – jede Tür schaut anders aus, jede Tür verheißt andere Erfüllungen. Und so, anfangs fast traumwandlerisch und dann immer bewusster durch Tür und Tür schreitend, findet er sein nächstes Ziel.

Folgend sind mehrere Gespräche transkribiert, die alle mit der selben Frage (die bereits bekannte nach einem Kugelschreiber) starten, sich dann aber je nachdem, welches Wort aufgegriffen wird, in ganz unterschiedliche Richtungen entwickeln.

Wenn Du auf die betreffende Frage klickst, dann öffnet sich die jeweilige Anwort. Die meisten Antworten ihrerseits haben zwei weiterführende Fragen, usw. Diese Gespräche sind nicht alle auf einmal geführt worden, sondern es liegen Tage dazwischen. Nicht alle Gespräche sind hier bis zum Ende wiedergegeben, das hätte den Rahmen gesprengt – es geht ja vor allem darum zu zeigen, wie wir ungehemmt und freudvoll Worte aufgreifen und uns überraschen lassen, was uns als nächstes begegnet.

Viel Spaß beim Lesen!

? Magst mir einen Kugelschreiber beschreiben?

Naja, der ist aus Holz, so handgedrechselt, den hab ich auf einem Kunsthandwerksmarkt gekauft.

? Wie schaut das Holz aus?

So hell, helles Holz, mit dunkelbraunen Linien.

? Dunkelbraune Linien?

Ja, das sind entweder die Jahresringe, die da sichtbar werden, oder aber Pilze, die das Holz verfärben. Hat irgendeinen bestimmten Namen, den weiß ich aber nicht. Aber hier, das sind keine Jahresringe, diese Linien bilden so eine Art Netz, eine Straßenkarte fast. Vielleicht sind da die kleinen Holzbewohner entlanggefahren (lacht). Naja, auf alle Fälle ist es ein schönes Muster, das sich da bildet, das gefällt mir.

? Kleine Holzbewohner?

Ja, ich habe mir immer gerne Geschichten ausgedacht, also nicht immer, aber… Als die Kinder klein waren, haben wir Schatzsuchen gemacht, Zwergerlschatzsuchen, und da kam es auch mal vor, dass so ein Ast, also die Käferspuren darauf, eine Geheimschrift waren, und die Kinder mussten Aufgaben erledigen. Eine Brücke für Zwerge bauen, oder einen kleinen Staudamm, oder einen Tanzboden, ein Haus. Ich mag so Geschichten, Phantasiegeschichten, über unsichtbare Wesen.

? Was ist das Gute an Phantasiegeschichten?

Hmm… schwer zu sagen. Hat einfach Spaß gemacht sie zu erfinden. Und ich glaube schon irgendwie, dass… diese Geschichten, die… hmm… irgendwie denke ich, dass sie einen anderen Blick erzeugen, und dass wir dann Sachen nicht so als gegeben hinnehmen müssen. Weil im Grunde genommen, naja, eigentlich sind das ja Geschichten, die die Welt erklären auf eine andere Art als so im Alltag. Vielleicht hoffe ich einfach, dass diese Geschichten helfen, dass… dass die Kinder später einmal auch Dinge anders betrachten können.

? Wenn Du Dich das so sagen hörst… was denkst Du dann?

Naja, dass wir… ja, dass wir unsere Kinder schon… ich glaube, dass das ganz glückliche Erinnerungen für uns alle sind, auch für die Kinder. Tut gut, sich daran zu erinnern!

? Was gefällt Dir daran?

Es schaut schön aus, und wahrscheinlich ist es einfach so passiert. Da hat sich niemand hingesetzt und gedacht, so, jetzt mach ich mal ein Muster. So was passiert einfach, und irgendwie… Naja, solche Sachen gefallen mir. Sachen, die einfach so sind. Da muss man nix verbessern oder so… Naja, der Stift ist schon geschliffen und poliert, aber… Das hat mit dem Muster nix zu tun, dadurch kommt nur das, was eh schon da ist, schöner heraus… Besser zur Geltung. Vielleicht ist es das, dieses nicht selbst was machen, sondern das was eh schon da ist, zur Geltung zu bringen.

? Was ist da noch?

Da sind noch Messingteile. Der Mittelring, und da wo die Mine rauskommt, so ein Kegel ist da, und am andere Ende der Knopf, mit dem man die Mine so rein und raus klicken kann. Und da oben ist dann auch der Klip befestigt, also so eine Halterung, damit man das Ding dann auch festklippen kann.

? Und wie kann ich mir die Form vorstellen?

So doppelt geschwungen, also, so in der Mitte ist er am dünnsten, so tailliert. Und der Teil, den man hält, der ist ein bißchen dicker als der andere Teil, der da oben, der so zwischen dem Daumen und dem Zeigefinger zu liegen kommt. Das ganze ist recht schwer, also ich war… ich war überrascht wie schwer das Ding war, also das liegt richtig schwer in der Hand, also für einen Kugelschreiber. Aber dafür, also wegen dem Schweren, kann man… hab ich den Eindruck, dass ich auch schöner schreiben kann.

? Es liegt schwer in der Hand?

Ja, da… da spüre ich, dass… Ich hab das Gefühl, dass ich dann langsamer werde, ruhig irgendwie. Ist ganz angenehm, meistens jedenfalls. Ich mag halt schwere Dinge(lacht)… als ich unsere erste Digitalkamera wollte ich die zuerst gar nicht haben, weil die so leicht war, das ging gar nicht für mich.

? Langsam und ruhig?

Ja, irgendwie bewusster, weißt du…? Das Schwere macht irgendwie, dass… ja, dass ich bewusster bei der Sache bin, und Bewusstsein macht langsam. Und tief irgendwie auch.

? Und wie ist das jetzt?

Naja, jetzt hab ich mich damit angefunden, dass auch gute, stabile Sachen leicht sein können. Aber bei manchen Sachen… finde ich es immer noch doof (lacht).

? Was gehört zum Schön schreiben dazu?

Naja, dass ich nicht stark aufdrücken muss, dass der Stift irgendwie über das Papier gleitet. Und dass der Strich gleich… Dass die Tinte gleichmäßig rauskommt und eine schöne Linie macht, so scharf abgegrenzt und… Bei manchen Kulis ist die Linie so ausgefasert, das macht die Schrift dann so blass. Das mag ich nicht. Hängt halt auch vom Papier ab, es gibt Papier, da verstopft die Mine schnell, da muss ich sie irgendwie reinigen, das ist dann lästig. Aber das ganz glatte Papier ist auch nicht optimal, da braucht…. da trocknet die Tinte nicht so schnell, da verschmiert halt das Geschriebene schnell, das ist doof. Und so glattes Papier… Ich finde, das greift sich auch nicht so schön an.

? Magst mir das scharf abgegrenzt beschreiben?

Na, das ist halt einfach so, dass die Linie ganz klar ist. Und eben regelmäßig. Beim Schreiben ist es… naja, es ist halt leichter zu lesen, wenn die Linie so scharf abgegrenzt ist, so genau definiert. Oder wenn man geometrische Muster hat, die… ja… die treten ja auch irgendwie dadurch hervor, dass sie eben abgegrenzt sind.

? Welches Papier greifst du gerne an?

Oh, ganz unterschiedlich… So ganz glattes Papier, das ist auch manchmal schön anzugreifen, aber irgendwie… ja, irgendwie fühlt sich das nicht zugehörig an, das passt einfach nicht zu mir. So Büttenpapier mag ich, das hat Struktur, das hat… hmm… Oder handgeschöpfte Papiere, solche mit sichtbaren Fasern drin, die finde ich super. Ich glaube, das sind meine Lieblingspapiere. Aber zum vielen Schreiben, also so für Tagebuch, taugen die nix, aber für so besondere Briefe oder so… dafür sind die einfach super!

? Handgedrechselt?

Ja, gedrechselt halt, aber nicht so voll automatisch, sondern da hat sich jemand hingestellt, das Holz ausgesucht, es gedrechselt und angepasst und so…

? Wie sucht man das Holz dafür aus?

Naja, so halt nach der Maserung und der Farbe. Und das Holz muss… es darf keine Risse oder so haben, sonst fliegt dir das Ding beim Drechseln um die Ohren. Ja, und es sollte nicht zu weich, also hart sein, sonst… ich denke, sonst bleibt es nicht lange schön.

? Maserung und Farbe?

Naja, es gibt halt Hölzer, die haben jetzt nur wenig Farben, aber eine schöne Maserung, eben zum Beispiel so mit Linien, und andere Hölzer, wow, die können verschiedene Farben haben, so gelb bis blau oder violett in einem kleinen Stück, das ist schon was Besonderes.

? Das klingt, als hättest Du Dir schon Gedanken dazu gemacht…

Ja, ich hab mir vor paar Monaten eine Drechselbank gekauft, eine kleine. Und dazu so einen Satz, ein Set für Kugelschreiber. Aber dazu bin ich noch nicht gekommen, das braucht doch mehr Übung als ich habe, also ich drechsle ja nicht oft, aber es macht schon Spaß… Zu Weihnachten, also ich hoffe, dass… Es wäre super, wenn ich es schaffe, paar Kugelschreiber zu machen als Weihnachtsgeschenk.

? Wie geht drechseln?

Hmm… Du brauchst eine Drechselbank, in die du ein Stück Holz spannen kannst, so links und rechts halt, und das dreht sich dann (Die Arme und Hände unterstützen in dieser Sequenz die getätigten Beschreibungen). Beim Holz hast du dann so eine Auflage, die man… die verstellbar, also die kann man so nach oben und unten oder auf die Seite bewegen. Auf die kommt dann das Werkzeug, wenn Du Holz abträgst.

? Wenn Du das so erzählst, habe ich den Eindruck, als hättest Du das schon einmal gemacht.

Ja, das stimmt, ich hab vor einiger Zeit eine kleine Drechselbank für die Werkstatt gekauft. Ja, und seitdem mache ich das eine oder andere, so Kleinigkeiten wie Kreisel, oder kleine Leuchtobjekte, oder aber neulich hab ich einen so Querholm für einen Spaten gemacht, der verloren gegangen war.

? Leuchtobjekte?

Ja, da habe ich das eine oder andere versucht. Weißt, man kann ja Risse im Holz mit Farbe ausfüllen, so mit Epoxidharz, und das ist dann durchscheinend.Und wenn man jetzt so ein Stück Holz nimmt, das zum Beispiel durchgebrochen ist und dann… ja, dann das Ganze wieder mit diesem Harz zusammensetzt und schleift und so… dann kann man super eine Lampe reinsetzen, und das schaut dann ganz cool aus.

? Magst mir so ein Leuchtobjekt beschreiben?

Ja, also ich hab noch nicht viele gemacht. Das letzte ist so ein Drachenei, also ein Stück Holz als Basis, das ist so zerfasert und so… und darauf ist ein Ei eben aus Epoxidharz. Diese Splitter vom Holz ragen quasi ins Ei rein, das Ei ist so grünlich-bläulich, und wenn man da reinschaut… da… das schaut aus als wären da Berge oder eine Stadt mit Wolkenkratzern. Nächstes Mal, da werde ich dafür sorgen, dass das Harz keine Blasen hat, jetzt… naja, es war ein erster Versuch, dafür ist es schon ganz gut gelungen.

? Was findest Du daran cool?

Habe ich cool gesagt (lacht)? Naja, so Holz mag ich halt total, und wenn man so Holz und dieses Harz kombiniert und dann beider schleift und poliert… dann ist das so ein… ja, da ist auf der einen Seite das Holz, mit seiner Maserung, und andererseits das Harz, das kann man färben, und so Muster reinzaubern, wenn man das kann. Das Holz schaut irgendwie real aus, und diese Harzmuster irgendwie märchenhaft, das Holz wird auch märchenhaft dadurch irgendwie, wenn man es so halt durch das Harz durch sieht. Vor allem, wenn es dann leuchtet.

? Querholm für einen Spaten?

Ja… Spaten haben ja anders als Wurfschaufeln oben so ein T-Stück, eben einen Querholm. Damit man das Ding besser anfassen kann beim in die Erde stechen, und der ist halt bei einem abgegangen, und ich habe einen neuen gedrechselt. Der schaut halt anders aus als das Original, aber mir taugt der mehr.

? Was ist eine Wurfschaufel?

Na, halt eine Schaufel, so mit einem breiten Blatt und einem längeren Stiel, der glaube ich ein bisserl gebogen ist. Und die Schaufel, die hat einen Winkel zum Stiel, damit man… beim Spaten ist ja alles gerade, in einer Linie, damit man halt… den braucht man ja, um in die Erde zu stechen, und die Wurfschaufel, um zum Beispiel Sand oder Kies in eine Schubkarre zu füllen, und da… da ist so ein Winkel schon gut, dann muss man sich nicht so tief bücken.

? Wie schaut der aus?

Naja, breiter halt, dass man ihn gut mit zwei.. also mit beiden Händen halten kann. Und er ist ein bisschen geschwungen, also in der Mitte, da wo er im Spatenstiel steckt, da ist er am dicksten, dann wirds dünner und am Ende wieder ein bisserl dicker. Hat Spaß gemacht das zu drechseln… Zwar nicht perfekt, aber gut genug, und irgendwie… ja… irgendwie finde ich es ja schon toll, was man alles selbst machen kann…

? Was gab es da noch auf dem Kunsthandwerksmarkt?

Naja, so Filzsachen, Papierkunst, eben den Drechsler, und noch etliche andere. Eine Frau, die hat so aus Treibholz und Steinen total nette… so Schilder gemacht, die waren toll.

? Magst mir so ein Schild beschreiben?

Ja, da war zum Beispiel so ein altes Stück Holz, das war mal ein Brett, so total verwittert und so… Da hat sie ein Stück Ziegel draufgeklebt, das war auch total verwittert und abgerundet, und darauf so aus einem Spiraldraht ein Platz für eine Kerze, und mit so einer Schrift stand da ‘Herzlich willkommen’ drauf. Hat total nett ausgeschaut.

? Magst mir noch was zum verwittert sagen?

Ja… das sind halt so Sachen, die man sonst wohl wegschmeisst, weil die halt nicht mehr so schön sind, so wie man es halt gewohnt ist, so glatt und regelmäßig. Ich finde es ja total super, wenn jemand solche Sachen dann nochmals zum Leben erweckt, ihnen Platz gibt… Solche verwitterten Sachen können Geschichten erzählen… so wie Falten in einem Gesicht… die machen es ja auch interessant.

? Was macht es total nett?

Puh, schwer zu sagen. Dass da so wenige einfache Sachen so arrangiert sind… Ich kann gar nicht sagen, warum mir das gefällt. Ich mag ja auch gerne… Also ich verwende ja auch gerne alte Sachen, oder sammle sie, um was damit zu machen. Und bei diesem Schild… Wenn der Ziegel einfach so wo rumliegt, dann… Also… Naja, hier im Schild da wirkt er einfach so schön, gemeinsam mit diesem Draht und der Kerze und der Schrift. Wenn man wo genauer hinschaut, dann sind eh viele Sachen schön, die man sonst… Ja, die man sonst eben übersieht.

? Papierkunst?

Ja, so Sachen aus Papier… Mobiles aus so gefalteten Origamisachen, oder Blumen aus Papierbändern, so Papierschnüre, die sind gewickelt, gedreht, dann sind sie dünn wie eben Schnüre, und an kann sie aber auch auffalten, dann sind es eher Streifen, und da waren daraus unglaublich schöne Blüten.

? Magst mir so ein Mobile beschreiben?

Hmm… Das war ein Draht, so mehrere Drähte, die gerade waren, aber so einen leichten Bogen machten. Am Ende der Bögen hing je ein gefaltetes Irgendwas, und in der Mitte vom Bogen, also da war dann die Schnur, die das Ganze am oberen Bogen festgemacht hat.

? Was für Irgendwas waren das?

Ganz verschiedene. Bei dem einen waren es Tiere, so Drachen oder Kraniche. Eines, da hab ich an meinen Daste-Lehrer denken müssen, eines hatte lauter geometrische Körper. Wie heißen die… Pythagoräische Körper glaube ich heißen die, oder so ähnlich halt. Oder platonische Körper oder so…?

? Daste-Lehrer?

Ja, Darstellende Geometrie… Das war ein super Lehrer, voll begeistert von seinem Fach, aber auch unglaublich jähzornig. Da flog auch mal das große Geodreieck durch die Klasse… Er hat immer das Datum an die Tafel geschrieben, es angeschaut und dann irgendwelche Rechenspielchen damit gemacht, so in der Art von: Die Quersumme ist eine Primzahl und so… Und der hatte eben ein Faible für diese Körper, ich glaube, er hat sogar einen sozusagen erfunden oder irgendwie einen Nachweis für was geliefert, keine Ahnung. Auf alle Fälle war er total begeistert.

? Wie kann ich mir diese Körper vorstellen?

Naja, das sind Körper, deren Oberflächen alle aus nur einer Form bestehen – Wenn Du sechs gleichgroße Quadrate zu einem Körper zusammensetzt hast Du einen Würfel, das wäre dann so ein Körper. Oder vier gleichseitige Dreiecke, dann bekommst Du eine dreiseitige Pyramide, also einen Tetraeder. Ich glaube, es gibt nur eine Handvoll solcher Formen.

? Was für Blüten waren das?

Naja, Rosen waren dabei, und solche Kelchblüten, weiße mit so einem langen, gelben Stempel glaube ich heißt das. Kalla? Ja, und Mohnblüten, die mag ich so gerne, rote Mohnblüten. Hmm… Da waren… Komisch, mehr fällt mir nicht ein, aber da waren ganz sicher noch mehr. So Girlanden zum Aufhängen waren da, aber auch einzelne Blüten, so große, die man sich an… Zum Anstecken halt an die Bluse oder so.

? Kelchblüten?

Ja, das sind so… Manche Blüten haben ja ganz viele Blütenblätter, Rosen, Gänseblümchen und so, und manche haben nur ein einziges Blatt, das ist groß und fest und wie eine Tüte geformt, so wie ein Stanitzel, aber halt viel schöner, wie ein Trichter. Hmm…. Keine Ahnung, ob da wirklich nur ein Blütenblatt ist. Aber ich sag mal, es ist nur eines (lacht). Die haben dann so einen ganz anderen Charakter, die schauen einfach edel aus, so minimalistisch-elegant irgendwie.

? Du hast gelacht?

Ja, weil ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich nur ein Blatt ist, und so einfach zu sagen, dass… Ja, das ist nur ein Blatt, das fand ich jetzt irgendwie witzig. So ein bisserl muss ich da an Pippi Langstrumpf denken, „ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Weil… Für mich ist es nicht wichtig, ob es jetzt nur ein Blatt ist… Es reicht, dass es… Ja, dass… Wie soll ich sagen, dass ich halt glaube, dass es ein Blatt ist, weil so sehe ich es vor mir, das ist halt meine Blüte. Wäre ich Biologe, dann… Dann ginge das wohl nicht, denke ich, aber ich bin ja keiner, und so kann ich mir einfach sagen, ja, das Ding hat nur ein einziges Blütenblatt. Das gefällt mir.

? Minimalistisch-elegant?

Ja, es gibt so Eleganz, die braucht ganz viel rundherum, und eben eine, die mit wenig auskommt. Beides ist schön, aber das minimalistische, das hat was… Bei dem einen denkst Du Dir, was man noch dazugeben könnte, und beim anderen, was man noch weglassen könnte. Das eine wird halt üppig, das andere minimalstisch. Hmm… Schon irgendwie witzig, das so zu sehen.

? Was gefällt Dir an Mohnblüten?

Diese prächtigen Farben. Obwohl, am meisten mag ich die klassischen, roten. Diese zarten Blätter, so durchscheinend und so… Grün, rot, schwarz. Wenn da die Sonne draufscheint… Wow, Wahnsinn. So bunte Mohnfelder sich aber auch schön. Aber eher so als Ganzes, einzeln, da… Da finde ich einfach nur die roten so… Besonders irgendwie.

? Was ist, wenn die Sonne draufscheint?

Naja, da leuchten die Farben und… Wenn da noch ein leichter Wind weht, der das Ganze bewegt, so hin und her, das… Das finde ich einfach irre schön. Hat was friedvolles an sich, aber auch… Es gibt so Anblicke, die mich immer berühren, der Wind, der so Wogen, sich ausbreitende Wellen ins Feld zaubert, oder wenn Wellen plötzlich in einer ruhigen Wasserfläche auftauchen, durch den Wind, weißt du… Da könnte ich stundenlang zusehen… Da ist etwas Unsichtbares, und ich kann es nur sehen, weil es etwas bewegt… Und damit weiß ich ja auch… Ja, das weiß ich, dass das Unsichtbare trotzdem da ist, und das… Ja… Irgendwie ist das tröstlich, tut gut.

? Hast Du eine Phantasie, was sie so besonders macht?

Gute Frage… Das rot, das wirkt so stark, unbeugsam, stolz. Und diese so irrsinnig zarten Blüten… Da reicht ein Regenguss und Wind, und die sind voll zerzaust, und trotzdem… Dass diese Blüten in all ihrer Verletzlichkeit sich trotzdem so stolz zeigen, das berührt mich schon immer wieder. Vielleicht ist es das, ja…